Balkonkraftwerk: Lohnt sich die Investition wirklich?

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Balkonkraftwerk: Lohnt sich die Investition wirklich?

Ein Balkonkraftwerk klingt nach einer verlockenden Möglichkeit, umweltfreundlich Strom zu erzeugen und dabei Geld zu sparen. Doch lohnt sich die Investition tatsächlich? Wir gehen dieser Frage auf den Grund, analysieren Kosten, Ertrag und zeigen, wie du deinen Stromverbrauch optimal anpassen kannst. So erfährst du, ob ein Balkonkraftwerk für dich mehr ist als nur ein grünes Statement.

Zahlt sich ein Balkonkraftwerk aus?

Die kurze Antwort: Es kommt darauf an. Die Rendite eines Balkonkraftwerks ist stark abhängig von deinem individuellen Stromverbrauchsverhalten. Lass uns das genauer betrachten.

Stromverbrauch als Schlüssel

Dein eigener Stromverbrauch ist der Dreh- und Angelpunkt der Rentabilität. Ein Balkonkraftwerk ist dann sinnvoll, wenn du den selbst erzeugten Strom auch verbrauchst. Überschüssige Energie kannst du zwar ins Netz einspeisen, aber die Vergütung dafür ist meist so gering, dass sie die Anschaffungskosten nicht rechtfertigt. In vielen Fällen wird der überschüssige Strom sogar quasi "verschenkt" an den Netzbetreiber.

Hohe Grundlast als Voraussetzung

Wie viel du verbrauchst ist die "Grundlast" deines Haushalts. Das sind die Geräte, die dauerhaft laufen und einen konstanten Stromverbrauch haben – wie zum Beispiel Aquarien oder Kühlgeräte. Ist diese Grundlast hoch, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Investition auszahlt.

Sonnenstunden und Stromverbrauch

Zuletzt sollte dein Stromverbrauch im Idealfall mit den Sonnenstunden korrelieren. Das bedeutet: Je mehr Strom du während der Stunden verbrauchst, in denen dein Balkonkraftwerk Energie erzeugt, desto rentabler wird die Anlage.

Rentabilität berechnen: Die Mathematik hinter dem Balkonkraftwerk

Nachdem wir die grundlegenden Faktoren für die Rentabilität eines Balkonkraftwerks identifiziert haben, wird es Zeit für die konkreten Zahlen. Wie genau berechnet man nun, ob und wie rentabel diese Investition ist?

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Schritt 1: Theoretische Maximalleistung ermitteln

Dein erster Anlaufpunkt sollte ein Tool wie solarserver.de sein, mit dem du die theoretische Maximalleistung deines Balkonkraftwerks in kWh pro Jahr unter Berücksichtigung deines Standortes, Ausrichtung und Neigung ermitteln kannst. Diese Zahl gibt dir eine Obergrenze dessen, was du an Energie erzeugen könntest.

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Schritt 2: Grundlast berechnen

Ermittle die Grundlast deines Haushalts. Das sind die Watt, die durch Geräte erzeugt werden, die ständig laufen – beispielsweise Aquarien oder Kühlschränke. Addiere diese Wattzahlen, um deine gesamte Grundlast in Watt zu erhalten. Diese kannst du theoretisch anhand der Herstellerangaben berechen oder mit Energiemessgeräten. Bei der theoretischen Methode solltest allerdings nur mit der Hälfte rechnen, da die meisten Geräte im Dauerbetrieb deutlich unter der Maximalangabe laufen.

Schritt 3: Prozentsatz der Nutzbarkeit ermitteln

Teile die Grundlast durch die Watt-Leistung des Balkonkraftwerks. Das Ergebnis ist ein Prozentsatz, der angibt, wie viel der erzeugten Energie du tatsächlich selbst nutzen kannst.

Nutzbarkeit % = Grundlast / Balkonkraftwerk Maximalleistung

Beispiel: Bei 200 Watt Grundlast und einem 800 Watt Balkonkraftwerk liegt die Nutzbarkeit bei 25%.

Schritt 4: Eigennutzbare kWh bestimmen

Multipliziere den Prozentsatz der Nutzbarkeit mit dem Wert der theoretischen Maximalleistung, den du aus dem Solarserver erhalten hast. Das ergibt die kWh, die du tatsächlich selbst nutzen kannst.

Beispiel: Angenommen du hattest 1000 kWh als theoretische Maximalleistung. Deine Eigennutzung liegt bei 25 %, das ergibt ca. 250 kWh die du selbst nutzt (und 750 kWh, die du "verschenkst).

Schritt 5: Jährliche Ersparnis berechnen

Multipliziere die eigennutzbaren kWh mit den erwarteten Stromkosten pro kWh – unter Einbeziehung von Steuern liegt dieser Wert aktuell noch immer bei etwa 30 Cent pro kWh oder höher. Das Ergebnis ist deine jährliche Ersparnis.

Beispiel: 250 kWh * 0,3 € = 75 €

Schritt 6: Rentabilität in Jahren - Die finale Berechnung

Nachdem wir die jährliche Ersparnis ermittelt haben, wollen wir diese Zahl nutzen, um die Amortisationszeit des Balkonkraftwerks in Jahren zu berechnen. Teile einfach die Anschaffungskosten deines Balkonkraftwerks durch deine jährliche Ersparnis. Das Ergebnis gibt dir an, wie viele Jahre es dauern wird, bis sich die Investition amortisiert hat. Was ist eine gute Rentabilität? Eine "gute" Rentabilität ist natürlich subjektiv und hängt von deinen individuellen Zielen ab. Generell gilt jedoch: Je schneller die Amortisation, desto besser. Beachte auch, dass die Preise für Solarpanels und Balkonkraftwerke in den letzten Jahren gefallen sind, was die Rentabilität positiv beeinflussen kann. Bei entsprechender Grundlast rentiert sich das Balkonkraftwerk gut und gerne schon in 4-6 Jahren. Bei einer Haltbarkeit von 20-30 Jahren also eine deutlich sinnvolle Investition.

Beispiel: Bei Kosten von ca. 400 € eines 800 Watt Balkonkraftwerkes liegt die Amortisationszeit bei 5,33 Jahren.

Verbrauch optimieren: Timing ist alles

Um die Rentabilität deines Balkonkraftwerks noch weiter zu steigern, kannst du deinen Stromverbrauch optimieren. Plane den Betrieb von Waschmaschinen, Geschirrspülern und anderen energieintensiven Geräten so, dass sie während der Sonnenstunden laufen. Oftmals haben die Geräte ohnehin schon Timer eingebaut, die das jeweilige Programm erst in einigen starten lassen. So kannst du die Waschmaschiene in der Früh beladen und der Strom wird erst über Mittag verbraucht. Damit nutzt du die erzeugte Energie optimal aus und sparst noch mehr.

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Mit diesen Berechnungen und Optimierungen in der Tasche kannst du eine gut informierte Entscheidung treffen, ob sich die Investition in ein Balkonkraftwerk für dich wirklich auszahlt.

Fazit: Für wen lohnt sich ein Balkonkraftwerk wirklich?

Jetzt, da wir alle Zahlen und Faktoren durchgegangen sind, ist es Zeit für ein klares Fazit. Ein Balkonkraftwerk ist nicht die eierlegende Wollmilchsau der Stromerzeugung. Es lohnt sich vor allem für diejenigen, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen.

Die Grundlast als Entscheidungsfaktor

Ein Balkonkraftwerk ist besonders dann eine sinnvolle Investition, wenn du eine hohe Grundlast in deinem Haushalt oder Unternehmen hast. Das betrifft Menschen mit Aquarien, Servern oder generell vielen laufenden Haushaltsgeräten. Ein großer Haushalt mit hohem Grundverbrauch profitiert in der Regel ebenfalls.

Sonnenstunden nutzen

Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Verbrauch während der Sonnenstunden. Wenn du tagsüber ohnehin wenig Strom verbrauchst, wird die Investition wahrscheinlich nicht rentabel sein, egal wie ökologisch wünschenswert sie auch sein mag.

Damit schließen wir unsere Analyse ab. Ein Balkonkraftwerk ist eine spannende Option für eine unabhängigere Energieversorgung, aber es ist nicht für jeden die goldene Lösung. Prüfe deine individuellen Bedingungen sorgfältig und nutze die vorgestellten Rechenmodelle, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.

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